Okemma und bleim

Semere Mengesteab aus Eritrea und Simon Gebhardt, Ausbildungsleiter bei Neenah Gessner

Manche suchen ständig nach neuen Herausforderungen im Leben, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Und für manch andere ist Alltag das Schönste, was ihnen passieren kann. Denn Alltag bedeutet für sie Sicherheit und eine Zukunft. So geht es auch Semere Mengesteab aus Eritrea. Er ist mitten in seiner Ausbildung bei dem Papierproduzierenden Unternehmen Neenah Gessner, das mit zwei Standorten in Bruckmühl und Feldkirchen-Westerham in Deutschland vertreten ist. Sein Lehrplatz ist für ihn das Beste in seinem deutschen Alltag überhaupt. Und Simon Gebhardt, Ausbildungsleiter bei Neenah Gessner, betont: „Für ihn gab es keine Sonderbehandlung aufgrund seiner Flüchtlingsgeschichte. Semere habe sich bei uns beworben und in einem Praktikum sein Interesse und Engagement gezeigt. Er wurde aufgrund seiner sehr guten Leistungen genommen und macht uns seitdem deutlich, dass unsere Entscheidung richtig war.“

Von der Kunststofftechnik zum eigenen Auto

Auch Semere hat seinen Platz in seiner neuen Lebensstation gefunden. Der 20-jährige aus Eritrea lebt in einer Wohngemeinschaft im B&O-Gelände in Bad Aibling. Für seinen Lehrplatz zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff und Kautschuktechnik absolvierte er von Januar 2018 bis Juli 2018 zunächst ein Praktikum bei Neenah Gessner und startet im September 2018 seine Ausbildung. „Semere hat uns von Anfang an überzeugt und wir freuen uns sehr, dass er seine Ausbildung hier macht“, erklärt Simon Gebhardt. Für den Schichtstart um 5.45 Uhr muss er sich schon zeitig mit dem Fahrrad auf den Weg zur Bad Aiblinger Zugstation machen. Doch das nimmt er gerne in Kauf. Während seiner Ausbildung ist er mitten im Produktionsprozess integriert und sein besonderes Augenmerk gilt der Meltblown-Maschine. In seiner freien Zeit hat ein weiteres Projekt in Angriff genommen: In 2019 möchte er gerne seinen Führerschein machen, um – wie alle Jugendlichen in seinem Alter – selbständiger unterwegs zu sein.

Zwei neue Sprachen lernen

Semere hat sich seinen Weg in Deutschland mit viel eigener Kraft gebahnt. Unterstützung kam selbstverständlich auch von vielen offiziellen und ehrenamtlichen Stellen. Denn ohne diese Hilfe ist es sehr schwierig in einem neuen Land Fuß zu fassen.

Gefragt nach seiner größten Herausforderungen in seiner neuen Heimat, kommen jedoch keine wirklichen Probleme zur Sprache, sondern die Kommunikation auf bayrisch. Das ist auch für alle Zugezogenen leicht nachzuvollziehen: Selbst mit Deutsch auf Muttersprachen-Niveau sind viele Ausdrücke einfach neu und müssen dazu gelernt werden. Alle absolvierten Deutsch-Kurse für Geflüchtete sind selbstverständlich auch auf hochdeutsch und deswegen ist boarisch wie eine zusätzliche Fremdsprache. Doch Semere hat diese Hürden gemeistert und kann problemlos mitreden. Gemäß dem Motto: Hier okemma und bleim basst.