Lernen & Leben in Bruckmühl

Wöchentliche Deutsch-Nachhilfe der Asylhilfe Bruckmühl

Nataliia Plakunova mit der ehrenamtlichen Deutsch-Helferin Maria Marx

Eine ganze Klasse voller hochmotivierter Schüler? Ja, wo gibt´s denn sowas? Ganz klare Antwort: Immer dienstags ab 18 Uhr in der Deutsch-Nachhilfe der Asylhilfe Bruckmühl. Bereits seit Juli 2022 treffen sich einmal wöchentlich Interessierte aus allen Ländern, um den gelernten Stoff aus den offiziellen Sprach- und Integrationskursen zu vertiefen. „Hier geht es weniger um Grammatik, sondern das Reden über alltägliche Dinge steht im Vordergrund“, berichtet zum Beispiel der Geflüchtete Roman Plakunov. Die ehrenamtlichen Helfer sind keine offiziellen Lehrkräfte und in dem Kurs muss auch kein Lehrplan berücksichtigt werden. Vielmehr können die Schüler mit ihren Fragen oder Hausaufgaben aus den Kursen kommen und gemeinsam wird eine Lösung erarbeitet.

Im Durchschnitt kommen ca. 4-5 Ehrenamtliche, bei 8-10 Schülern kann eine sehr gute Betreuung sichergestellt werden. Die Treffen sind offen für alle Nationen, momentan kommen aber hauptsächlich UkrainerInnen. Zu ihnen gehören auch der 35-Jährige Roman Plakunov und seine 33-jährige Frau Nataliia Plakunova. Sie stammen aus der umkämpften Donezk-Region in der Ukraine und flohen mit ihren drei Kindern (10 Jahre, 5 Jahre und 1,5 Jahre). Sie leben hier in einer eigenen Wohnung. In der Ukraine arbeitete Natalia als Ingenieurin in der Technischen Abteilung bei der Eisenbahn. Hier in Deutschland ist sie momentan in Elternzeit. Für sie und ihren Mann ist klar: „Wir wollen in Sicherheit in Deutschland bleiben und bauen uns hier ein neues Leben auf.“ Dafür ist die deutsche Sprache das Wichtigste. Die Kinder lernen es spielerisch in der Schule und im Kindergarten. Die Eltern geben ihr Bestes in den Kursen und dem Nachhilfetreffen. Die Ehrenamtlichen freuen sich über ihr Engagement und sind begeistert vom Wissensdurst der Beiden: „Das Wichtigste ist, genug Selbstvertrauen zum Sprechen zu gewinnen. Alles weitere ergibt sich mit der Zeit.“ Das nächste Ziel für Roman Plakunov ist es, eine Arbeit hier in der Gegend zu finden. In der Ukraine war er als Einkäufer im Einzelhandel tätig. In diesem Bereich soll es auch hier weitergehen.

Die 40-jährige Tetiana Matsur ist ebenfalls mit ihren Kindern (15 und 10 Jahre) nach Deutschland geflohen und lebt in Bad Aibling bei einer deutschen Familie. Der ältere Sohn geht vor Ort ins Gymnasium und er war auch entscheidend bei der Wahl des Fluchtlandes: In der Schule in der Ukraine hat er bereits Deutsch gelernt. Tetiana steht dem Fleiß ihrer Kinder in nichts nach und hat bereits bei einem Sprachkurs viel gelernt. Inzwischen arbeitet sie in Kolbermoor als Buchhalterin bei einer Software-Firma.

Bei dem Kurs geht es nicht nur um Grammatik und Aussprache, sondern vor allem auch um den Alltag in Deutschland. Wo finde ich eine Wohnung? Wie sieht ein Arbeitsvertrag in Deutschland aus? Welchen Sprachen-Abschluss muss ich vorweisen? Viele Fragen, die auch von den Ehrenamtlichen nicht sofort beantwortet werden können. Aber die Gemeinschaft hilft weiter. Davon profitiert nun auch Oleksii Rohodchenko, der an diesem Dienstag noch relativ neu dabei ist. Der 37-jährige ist erst seit wenigen Wochen mit seiner Frau und Tochter aus der Zentralukraine nach Bruckmühl gezogen. Sie haben eine eigene kleine Wohnung. Der LKW-Fahrer möchte möglichst schnell die Sprache lernen, um einen Job antreten zu können. „Die Nachhilfe ist sehr gut für mich“, berichtet Oleksii.

Die Geschichten der Geflüchteten sind so unterschiedlich wie die Lebenswege von uns allen Menschen. Ein paar Dinge haben wir jedoch gemeinsam: Der Wunsch nach Sicherheit und die Suche nach einem Zuhause für die Familie. Dabei bietet die Deutsch-Nachhilfe eine regelmäßige und verlässliche Unterstützung.